Friedhof für Fast Fashion

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In der Atacama-Wüste stapeln sich Berge an Kleidung

Haben Sie schon einmal von der Atacama-Wüste in Chile gehört? Vielleicht im Zusammenhang mit dem weltbekannten Paranal-Observatorium, der Sternwarte mit dem größten Radioteleskop der Welt. In der Atacama-Wüste stapeln sich aber auch zehntausende Tonnen Kleidung – gebrauchte ebenso wie neuwertige. Sehr viel davon ist so genannte Fast Fashion.

Fast Fashion ist eine Geschäftsstrategie der weltweiten Bekleidungsindustrie. Dabei werden Kollektionen schnell und trendbezogen designt, oftmals im Abstand von nur wenigen Wochen, zu niedrigsten Preisen produziert und billigst verkauft. Vielfach werden die Kleidungsstücke nur wenige Mal getragen, bevor sie entsorgt werden. Fast Fashion steht daher unter ökologischen, sozialen und ökonomischen Gesichtspunkten in der Kritik.

So malerisch wie auf dem folgenden Bild präsentiert sich die Atacama-Wüste nicht überall. Immer mehr Berge von gebrauchten und auch neuwertigen Kleidungsstücken, T-Shirts, Hosen, Pullover usw., ragen aus der Landschaft empor (erschütternde Bilder zeigt das Video im Beitrag von ntv, Link siehe am Ende dieses Beitrages). Kleidungsstücke aus europäischen Altkleider-Sammlungen sind eben ebenso darunter wie neue, aber unverkaufte, weil zu viel produzierte Ware von Fast-Fashion-Herstellern. Aber auch Luxus-Label entsorgen ihre Produkte in der Wüste.


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Chile gilt als der weltweit größte Importeur von Altkleidung. Bis zu 60.000 Tonnen importiert Chile pro Jahr, ein Teil davon kann in Südamerika verkauft werden. Etwa 40.000 Tonnen davon landen jedoch auf den Müllbergen in der Wüste, jeden Tag kommen etwa 20 Tonnen dazu. Dort liegt sie auf Halde, denn Fast Fashion besteht oft nicht aus natürlichen Rohstoffen, sondern aus Polyester.

Dieser biologisch nicht abbaubare Kunststoff verrottet auch nach 200 Jahren nicht vollständig. Übrig bleiben Mikroplastik und aus der Produktion stammende giftige Chemikalien, die die Umwelt verseuchen. Kleine Firmen sortieren und verwerten die Altkleider, verarbeiten sie zum Beispiel zu Garn, aber das ist nur ein Tropfen auf dem heißen Stein.


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Für die westlichen Konsumländer, insbesondere auch Europa, wird einfach viel zu viel produziert. Und selbst wenn die Kleidungsstücke verkauft werden, werden sie aus dem heimischen Kleiderschrank viel zu schnell wieder aussortiert. Im den Konsumtempeln liegt ja bereits nach wenigen Wochen die nächste Kollektion.

Schon bei der Produktion von Fast Fashion in asiatischen Billiglohnländern werden enorme Ressourcen verbraucht. Laut Greenpeace ist die Textilindustrie bereits zum größten Wasserverbraucher und Wasserverschmutzer der Welt geworden. Steigende Frachtkosten für den Transport zu den Käufern knabbern zwar an der Rentabilität von Fast Fashion, trotzdem landet immer noch mehr als verkauft werden kann in den Filialen von H&M, C&A, Zara & Co. Und selbst wenn die Kleidung verkauft wird, landet sie oft nach wenigen Wochen im Müll.

In Altkleider-Sammlungen landet so viel davon, dass lange nicht alles weiterverkauft oder beispielsweise nach Afrika exportiert werden kann. Viel Altkleidung aus Europa landet in Bulgarien, wo diese unter anderem illegal als Brennmaterial verkauft wird. Ein Weiterverarbeiten, zum Beispiel zu Dämmmaterial, ist nur selten möglich, weil Fast Fashion aus billigem Kunststoff besteht. Endstation für enorme Mengen ist daher die Giftstoffe freisetzende Verbrennung.

Um unsere Welt nicht mit noch mehr billiger Fast Fashion zu verseuchen, sollten wir unser Konsumverhaltens überdenken. Weniger ist oftmals mehr. Damit können wir höchstwahrscheinlich schneller und wirksamer zu Klima- und Umweltschutz beitragen als die Fast Fashion-Hersteller bereit sind, ihre Geschäftsmodelle nachhaltiger zu gestalten.


Externer Link zum Beitrag und Video auf ntv.de:
Fast Fashion stapelt sich in der Wüste


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Quellen:

FashionUnited, www.fashionunited.de, „Chile: Das Endlager der Fast Fashion-Abfälle“, abgerufen am 30. Dezember 2021

NTV, www.n-tv.de, „Fast Fashion stapelt sich in der Wüste“, abgerufen am 30. Dezember 2021

SRF, www.srf.ch, „Das Geschäft mit gebrauchter Mode stösst an seine Grenzen“, abgerufen am 30. Dezember 2021

Greenpeace, „Mode als Wegwerfware“, Repräsentative Greenpeace-Umfrage zu Kaufverhalten, Tragedauer und Entsorgung von Kleidung in Österreich, Juni 2019

ORF Magazin 1, www.tvthek.orf.at, Beitrag „Retournierte Pakete landen im Müll“, Sendung vom 24. Januar 2022, abgerufen am 25. Januar 2022