Fleischkonsum: Weniger ist mehr, aber …

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Retten wir das Klima, wenn wir auf Fleisch verzichten?

Wir essen zu viel Fleisch. Pro Kopf isst jeder Österreicher gut 60 Kilogramm davon pro Jahr. In der Europäischen Union belegen wir mit damit den dritten Platz hinter Luxemburg und Spanien, weltweit landen wir auf Platz 15. Wir schaden mit dem hohen Fleischkonsum unserer Gesundheit ebenso wie dem Klima. Aber retten wir das Weltklima, wenn wir auf Fleisch verzichten?

Seit Anfang der 1960er Jahre hat sich der weltweite Fleischverzehr mehr als vervierfacht. Global betrachtet werden heute 70 Prozent der gesamten landwirtschaftlichen Fläche der Erde für Tierhaltung (inkl. dem Anbau von Futtermitteln) beansprucht. Tendenz weiter steigend. Der Fleischkonsum ist für fast die Hälfte aller ernährungsbedingten Treibhausgase verantwortlich, schreibt der WWF Österreich.

Als ob das nicht schon problematisch genug wäre, kommen noch fragwürdige Methoden bei der Massentierhaltung, quälende Tiertransporte und die Arbeitsbedignungen in der Fleischindustrie dazu. Das alles ist auch der Tatsache geschuldet, dass Fleisch in den Industrieländern der westlichen Welt zur billigen Massenware geworden ist.


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Unbestritten ist, dass unser üppiger Fleischkonsum negative Folgen für Klima, Biodiversität, Flächenverbrauch, Böden und Gewässer hat. Konsumieren wir weniger Fleisch, tun wir sowohl dem Klima als auch unserer Gesundheit etwas Gutes. Aber retten wir mit dem gänzlichen Verzicht auf Fleisch, wie das manche Umwelt- und Klimaschützer fordern, das Weltklima? Eher nicht.

Während wir über das Reduzieren unseres Fleischkonsums diskutieren, nimmt der Appetit auf Fleisch in den aufstrebenden Schwellenländern, aller voran China, stetig zu. Mit dem wachsendem Wohlstand von 1,4 Milliarden Chinesen und 1,3 Milliarden Indern steigt auch deren Fleischkonsum. Chinas wachsende Nachfrage nach allen Lebensmitteln wird enorme globale Umweltauswirkungen haben, schreibt ORF.at und zitiert dabei eine aktuelle Studie des Internationalen Instituts für angewandte Systemanalyse (IIASA).

Wir Österreicher können noch so viele Wiener Schnitzel, Steaks und Leberkässemmeln weniger essen, die neue Fleischeslust der Chinesen überkompensiert unseren Verzicht wohl um ein Vielfaches. Politische Maßnahmen sollen den nachhaltigem Konsum in China fördern. Auch eine grundlegende Ernährungsumstellung in der Volksrepublik könnte einen positiven Effekt haben, geht aus einer Studie hervor.


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Würde sich ein Chinese oder Inder, der sich nach Jahren harter Arbeit und sozialem Aufstieg endlich einmal in der Woche ein Stück Fleisch leisten kann, diesen neu gewonnenen Luxus gleich wieder verbieten lassen? Dem Weltklima wäre es zuträglich, dennoch werden wir dem global steigenden Wohlstand nicht aufhalten können. Als westliche Wohlstandgesellschaft profitieren wir ja auch davon, dass wir China und Indien als unsere Werkbänke nutzen.

Auf Fleisch gänzlich zu verzichten, wird das globale Klima nicht retten. Insbesondere dann nicht, wenn wir stattdessen mehr Avocados und Glashaus-Tomaten essen. Wir können allerdings unseren persönlichen CO2-Fußabdruck reduzieren, wenn wir weniger Fleisch essen, dafür aber bewusster und in guter Qualität (vielleicht direkt vom Bauern bezogen, damit dieser auch seinen angemessenen Lohn dafür erhält) genießen.


Quellen:

WWF Österreich, www.wwf.at, „Fleischkonsum: Unser großer Hunger“, abgerufen am 23. Oktober 2021

Umweltschutzorganisation Global2000, www.gobal2000.at, „Fleischkonsum in Österreich“, abgerufen am 23. Oktober 2021

ORF.at, www.orf.at, „Chinas „Hunger“ als globales Risiko“, abgerufen am 23. Oktober 2021