CO2-Kompensation: sinnvoll oder grüner Ablasshandel?

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Sind CO2-Kompensationen sinnvoll oder eher grüner Ablasshandel?

Immer mehr Unternehmen und Konsumenten kompensieren die von ihnen verursachten Treibhausgas-Emissionen durch CO2-Kompensationszahlungen. Die Idee dahinter ist, verursachte Menge an Schadstoffemissionen durch das freiwillige, finanzielle Unterstützen von klimafreudlichen Maßnahmen an anderer Stelle in gleicher Höhe einzusparen. Sind solche CO2-Kompensationen sinnvoll, oder eher die grüne Form des Ablasshandels?

Pro Kopf verursacht jeder Österreicher neun Tonnen CO2-Äquivalente (Stand: 2019). Damit liegen wir über dem Durchschnitt der EU (8,1 Tonnen) und knapp hinter Deutschland (9,7 Tonnen). Diese Emissionen wirken sich negativ auf den persönlichen CO2-Fußabdruck jedes Einzelnen aus. Unterstützen wir – meist rein finanziell – klimafreundliche Maßnahmen, reduzieren wir – rein rechnerisch – unseren CO2-Fußabdruck im selben Ausmaß. Ob dem Klima damit tatsächlich Gutes getan wird, hängt von einigen Faktoren ab.

Unserer alltäglichen Handlungen verursachen in irgendeiner Form oder irgendwo auf der Welt CO2-Emissionen. Von der Papiertragetasche, die wir an der Supermarktkasse kaufen, über die Zoom-Videokonferenz mit Kollegen und die morgendliche, heiße Dusche bis hin zum Business- oder Urlaubsflug und energieintensiven Produktionsprozessen. Manche Fluggesellschaften bieten beispielsweise schon beim Buchen das Kompensieren der flugbedingten CO2-Emissionen an.


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Das Berechnen der verursachten Schadstoffemissionen ist der erste Knackpunkt. Wie viele Daten aus welchen Quellen fließen in die Berechnung ein, und wie realitätsnahe ist die berechnete Menge CO2? Am Beispiel Flugreise: fließt nur der CO2-Ausstoß durch das verbrannte Kerosion in die Berechnung ein, oder anteilig auch Schadstoffemissionen bei Herstellung des Flugzeuges und Bau der notwendigen Flughafen-Infrastrukur?

Und selbst wenn diese Aspekte in die Berechnung einfließen: wie belastbar ist das Ergebnis bzw. wie nahe kommt es dem tatsächlichen, anteiligen CO2-Ausstoß? Unschärfen sind hier nicht gänzlich zu vermeiden. Möglicherweise wird zu wenig CO2 kompensiert.

Knackpunkt Nummer zwei sind die Projekte, in die die Kompensationszahlungen fließen. Oft verteilen sich diese auf den ganzen Erdball. Zu kontrollieren, ob und wie die Gelder tatsächlich verwendet werden, ist schwierig und für Konsumenten oft unmöglich. Sie müssen sich auf Berichte und von den Projektbetreibern ausgestellte Zertifikate verlassen.

Und drittens ist der beste Weg, um CO2 zu reduzieren, Schadstoffemissionen erst gar nicht zu erzeugen. Also beispielsweise auf einen Business- und Urlaubsflug gänzlich zu verzichten als ihn zu kompensieren. CO2-Kompensationszahlungen sollten nicht als Freibrief dazu dienen, über das Einsparen und ursächliche Vermeiden von CO2-Emissionen erst gar nicht nachzudenken. Weitermachen wie bisher und sich einfach freikaufen ist nicht Sinn Zweck von CO2-Kompensation – und auch nicht im Sinne unseres Green Deal der Nachhaltigkeit.

CO2-Kompensationszahlungen sind ein guter Ansatz, wenn sich Schadstoffemissionen nicht vermeiden lassen. Noch vor dem Verursachen von CO2-Emissionen sollte aber überlegt werden, ob sie nicht ursächlich vermieden oder reduziert werden können.

Sustainable ENTREPRENEUR spendet beispielsweise Bäume für die Baumpflanzaktion von Wald4Leben. Das Team rund um Lukas Schmalzbauer forstet im Waldviertel brach liegende Flächen mit Mischwald wieder auf. Davon habe ich mich bei einem Besuch vor Ort auch persönlich überzeugt.

Es geht dabei weniger um die rechnerische CO2-Kompensation, sondern vielmehr darum, vor unserer Haustür einen kleinen, aber wirksamen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Dem Beispiel von Sustainable ENTREPRENEUR sind bereits einige Unterstützer gefolgt. Ich lade jede und jeden ein, unserem Beispiel ebenfalls zu folgen!


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Quellen:

Statistik Austria, Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie, Projektbericht „Umweltgesamtrechnungen, Modul – Luftemissionensrechnung 1995 bis 2019“, 2021

Deutsches Umweltbundesamt, Ratgeber „Freiwillige CO2-Kompensation durch Klimaschutzprojekte“, Stand Juli 2018

Mike Berners-Lee, „Wie schlimm sind Bananen: Der CO2-Fußabdruck von allem“, Midas Management Verlag 2020

Der Standard, www.derstandard.at, „CO2-Kompensation: Kein guter Ausgleich fürs Klima“, abgerufen am 24. Oktober 2021